22.10.2005
Samstag. Das Wetter: Traumhaft schön, aber viel zu warm zum laufen.
Eigentlich war ich ja fest entschlossen, an diesem Lauf nicht teilzunehmen, sondern nur anzufeuern. Aufgrund meiner krankheitsbedingten Ausfälle und der immer wieder auftretenden Schienbeinschmerzen bin ich ja überhaupt nicht mehr zum Laufen gekommen. Doch Freitagabend nistete sich ein fieser kleiner Gedanke in mein Gehirn und wollte nicht verschwinden. Das wäre doch eine gelungene Überraschung, wenn ich am Treffpunkt in Laufklamotten erscheinen würde, um dann mal so eben mit links und völlig untrainiert einen 10 km-Lauf mitzulaufen... Ich glaube, das schöne Wetter hat meinen Verstand getrübt...
Samstagmorgen war wirklich traumhaft, die Wolken verzogen sich und die Temperaturen kletterten. Ich freute mich schon richtig auf den versprochenen Kuchen. Und prompt setzte auch das schlechte Gewissen ein. Ich kann doch nicht einfach nichts tun, und mich dann auch noch mit Kuchen voll stopfen. Du musst einfach laufen. Sieh es als Trainingslauf an, schön gemütlich entspannt, ohne Hetzen ... bei angenehmen Wetter... Im Zweifelsfall steigst du einfach aus ... haha ;-) Also zog ich mir die Laufklamotten an, packte meine Sachen ins Auto und fuhr nach Germering zu Uschi, und zu dritt, Uschi, Stefan und ich ging’s dann zum Treffpunkt im Germeringer Stadion. Je näher der Start rückte, desto weniger Lust hatte ich zum Laufen.
Im Stadion trafen wir bei der Nachmeldung zunächst Rolf, der auch mitlaufen wollte, und einen neuen aus dem laufen-aktuell-Forum, der auch Stefan hieß.
Während wir noch auf weitere Mitläufer und/oder Anfeuerer warteten, kämpfte ich mal wieder mit meiner störrischen Kontaktlinse ... Mistding, schon wieder was im Auge ... ich seh nix ... Kurzer prüfender Blick in die Ferne, geht's denn wieder mit dem Auge? Doch dann erblicke ich jemanden, mit dem ich heute nicht gerechnet hatte. Spielt mir meine Kontaktlinse einen Streich? Das ist doch Moori, der sich da nähert? Er ist es tatsächlich, die Überraschung ist perfekt!Ein Foto als Beweis ist schnell gemacht.
Nachdem der Startschuss gefallen ist, geht's zunächst mal eine Runde ums Stadion und raus auf die Straßen von Germering. Die Sonne kommt raus und schon nach kurzer Zeit merke ich, dass es eigentlich ziemlich warm zum Laufen ist ... mein Gott, wir haben Oktober! Na, das kann ja was werden, und unterwegs höre ich noch, dass auf der gesamten Strecke keine Verpflegungsstationen vorgesehen sind, erst am Ziel soll es wieder was zu trinken geben. Uff. Hätte ich doch nur vorher was getrunken...
Schon nach kurzer Zeit hat sich das Läuferfeld ziemlich in die Länge gezogen. Ich laufe neben Uschi und etwas weiter vorne geben Stefan und Moori den Begleitschutz. Doch dann, ein Zwischenfall. Ein Teil der Läufer läuft über eine gesperrte Hauptverkehrsstraße, die Autos müssen warten, bis sie vorbei sind. Doch plötzlich gibt der Polizist seinen Posten auf, murmelt was von "Ich kann den Verkehr nicht länger aufhalten" und schickt uns, die wir uns noch auf der anderen Seite der Straße befinden, dieselbige weiter mit der Aufforderung, die Unterführung zu benutzten. Verdutzt laufen wir ein paar Schritte weiter, doch schnell wird uns klar, dass da keine Unterführung mehr kommt und wir über die Straße müssen. Ein Streckenposten stürzt sich todesmutig auf die Straße und hält die gerade anfahrenden Autos wieder an, damit der Rest der Läufer noch die Straßenseite wechseln kann und dann kracht es auch schon; die Autofahrer scheinen nicht zu bemerken, dass sie sich gerade mitten in einer Laufveranstaltung befinden ;-)Eigentlich unfassbar sowas. Seit wann müssen Läufer bei einer derartigen Veranstaltungen an Ampeln warten? Ein paar Straßenzüge weiter geschieht ähnliches ... der Streckenposten hält uns an, wir sollen zuerst die Autos durchlassen.
Mehr oder weniger unspektakulär geht's weiter. Mir wird es immer wärmer und der Durst immer größer. Doch Rettung ist in Sicht, denn einige barhmherzige Nachbarn haben vor ihrem Haus private Getränkestationen eingerichtet und reichen den durstigen Läufern einen Becher mit Wasser. Ich bin begeistert. Einige Zeit später hat Uschi einen Einbruch und muß gehen; sie winkt mich weiter, wofür ich dankbar bin, denn irgendwie habe ich gerade das Gefühl, dass ich bei einer Gehpause wahrscheinlich gar nicht mehr ins Ziel kommen würde. Am liebsten würd' ich ja einfach direkt stehen bleiben.
Als Moori und Stefan bemerken, dass Uschi zurückgeblieben ist, kehrt Stefan um, um Uschi zu begleiten, und Moori nimmt sich meiner an. Tapfer und vor allem geduldig zieht er mich Schritt für Schritt, Meter für Meter. Das Tempo wird etwas schneller, doch ich merke rasch, wie sich mein mangelndes Training rächt, und muß wieder langsamer werden. Dann lege auch ich die eine oder andere Gehpause an ... ärgerlich sowas. Kurz vorm Ziel wartet Helmut auf uns und begleitet uns ein paar Meter. Moori versucht noch, das Tempo für den Schlußspurt etwas anzuziehen, doch es ist hoffnungslos. Ich kann einfach nicht mehr. Im Ziel kriege ich dann aber immerhin noch ein Lächeln zustande ;-)
Die Zeit: 01:10:19. Nicht wirklich gut, nicht wirklich das, was ich mir vorgestellt hatte. Aber was hatte ich erwartet? Schließlich hatte ich ja in letzter Zeit nicht wirklich trainiert ;-) Danke an Moori für's geduldige Ziehen am Ende ... sonst wäre ich tatsächlich Letzte in meiner Altersklasse geworden.
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